Wehners Terminkalender veröffentlicht

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Fünf Jahrzehnte Ackern für die Demokratie im Netz

Historische Terminkalender der Wehners veröffentlicht

Fleißige Kalenderführerin: Greta und Herbert Wehner (um 1980)

Die Herbert-und-Greta-Wehner-Stiftung hat einen kleinen aber bedeutenden Teil Ihres Archivs im Internet veröffentlicht: Die historischen Terminkalender von Herbert und Greta Wehner sind ab sofort unter diesem Link für die interessierte Öffentlichkeit abrufbar. Nach Jahren und Monaten sortiert, können die Termine der Wehners zwischen 1950 und 1995 als pdf-Datei heruntergeladen und eingesehen werden. „Ein Schatz für alle an der Zeitgeschichte der alten Bundesrepublik Interessierten“, meint Historiker und Stiftungsvorstand Christoph Meyer, der das Veröffentlichungsprojekt persönlich verantwortet.

Mit den Kalendern bietet die Stiftung einen spannenden und anschaulichen Einblick in die Werkstatt der politischen Familie Wehner. Greta Wehner hat die Kalender jahrelang sorgsam geführt, in vielen der Jahre gibt es jeweils einen Kalender, den Herbert Wehner bei sich führte, einen, den Greta in ihrer Tasche hatte. Letzterer ist meist der ausführlichere von den beiden, weil er mehr Planungsdetails enthält: Reiseplanungen, Abfahrtzeiten von Zügen, Hotelanschriften, Telefonnummern wichtiger Gesprächspartner von damals. Auch zahlreiche Umstellungen von Terminen, Streichungen, teils Radierungen werden sichtbar.

Beispielseite aus den Terminkalendern

Das war eine andere Zeit der Terminplanung, als alles noch von Hand eingetragen wurde, in meist briefumschlaggroßen gebundenen Terminkalendern mit Tagesplan. Wer in den Kalendern – ob vor Ort am Sitz der Stiftung in Gretas Wohnung in Dresden oder jetzt online – blättert, befindet sich im Maschinenraum des Politbetriebs von damals, mitten in einem Who’s Who der alten Bundesrepublik und der alten Sozialdemokratie. Ein Beispiel: Die Namen der vermutlichen Gesprächspartner auf den Seiten von Gretas Terminkalender im November 1966 in chronologischer Reihenfolge:

Mommer, Carstens, Pope, Liepelt, Guttenberg, W W Schütz, Monnet, Birrenbach, Barzel, Palme, Freddy, Sjögren, Nau, Kalbitzer, Imhoff, Theanolte Bähnisch, Ganske, Dorn, Krone, Dorn, Buchholz, Mozer, Monnet, Kohnstamm, Willy Brandt, Gerh. Jahn, Harry Walter, Barsig, Schauff, Dorn, Kiesinger, Lübke, Kiesinger, Kurt Mattick, G. Jahn, Landrat Gröber, Nau, Schultheiß, Heinz Kühn, Loth. Wrede, Gabert, Göhler, Kiesinger, Pfarrer v. Huhn, Werner Ludwig, Bruno Friedrich, Neverbmann, Sjögren u. Brandell, Kiesinger (2mal), Lübke, Lemmer, Imhoff, Brostow, Monnet-Kohnstamm, Lübke.

Wir sehen: Es geht auf die Bildung der Großen Koalition zu. Im Dezember 1966 ist sie dann perfekt.

Und ein Reisebuch sind die Kalender auch. Hier wieder derselbe November 1966, jetzt die aufgeführten Orte im November 1966:

Bonn (auf Nennung wird fortan verzichtet), Kochel, Hamburg, Heilbronn, Ammertsweiler, Frankfurt, Großgerau, Freiburg, Bergzabern, Berlin, Bergneustadt, München, Harburg, Berlin, Bergneustadt, Köln, Nürnberg, Neustadt bei Coburg, Kassel.

Die Veröffentlichung der Kalender ist erst der Anfang. Angedacht ist die Komplettverzeichnung und ein Komplett-Scan des Archivs der Herbert-und-Greta-Wehner-Stiftung. Das Ziel: Alles kommt ins Netz, damit es öffentlich und für die Wissenschaft genutzt werden kann. Das Problem: Die Stiftung ist ehrenamtlich geführt, es fehlt das Geld, um all das in absehbarer Zeit zu schaffen. Spenden sind dafür hilfreich, eine öffentliche Förderung wäre nachhaltiger.

Wehners Terminkalender veröffentlicht
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