Wikipediakorrektur Nummer 17

Nicht so schnell, nicht so schnell!

Wikipedia hetzt nach Hamburg

Uppsala 1946: Herbert Wehner tippt die „Notizen“

Den letzten Absatz des Schweden-Abschnitts verplempert Wikipedia[1], mit kurzen Ausführungen zu Herbert Wehners „Rückkehr“ (Unsinn, da hatte er vor dem Krieg nie gewohnt!) nach Hamburg. Dabei endeten seine schwedischen Jahre keineswegs mit seiner Gefängnisstrafe und seiner dortigen Abkehr vom Kommunismus. Wichtige Entwicklungen und Weichenstellungen fehlen. Daher sollte noch ein dritter Absatz in diesen Abschnitt zu Schweden eingefügt werden[2]:

Schon im Internierungslager Smedsbo bemühte sich Herbert Wehner, Bildungsarbeit unter den dort einsitzenden politischen Gefangenen zu organisieren. Er gab Kurse, unter anderem zur Stenographie aber auch zu politischen und Menschenrechtsfragen. Über die Gefangenenhilfe bekam er Kontakt zu seiner zweiten Frau, Lotte Burmester, mit welcher er nach seiner Entlassung im Sommer 1944 eine feste, dauerhafte Beziehung einging. Wehner wurde zunächst Textilarbeiter (und Gewerkschaftsmitglied) in Borås bei Göteborg; 1945 fand er eine Beschäftigung im Archiv des Rassebiologischen Instituts in Uppsala, dessen Leiter Gunnar Dahlberg aktiver Sozialdemokrat war. Politische Betätigung war ihm seitens der schwedischen Behörden untersagt, im kommunistischen Exil wurde er weitgehend geschnitten. Herbert Wehner fürchtete, ausgehend von seinen Moskauer Erfahrungen, dass die Kommunisten ihm nach dem Leben trachteten. Um sie der Nachwelt zu erhalten, schrieb er daher im Frühsommer 1946 auf 200 Schreibmaschinenseiten die Erinnerungen an seine Erfahrungen mit der Arbeit in der KPD auf – die „Notizen“ entstanden[3]. Die geistige Auseinandersetzung mit dem Kommunismus, die Begegnung mit dem funktionierenden schwedischen Wohlfahrtsstaat und das Selbststudium christlicher, demokratischer und sozialistischer Literatur formten Herbert Wehner im Exil zum Sozialdemokraten.

[1]             Wikipedia: Herbert Wehner, abgerufen am 19.2.2019.

[2]             Zum folgenden vgl. Meyer, Christoph (2006): Herbert Wehner. Biographie. 4. Aufl. München: dtv, S. 100-110.

[3]             Ein Original befindet sich im Archiv der Herbert-und-Greta-Wehner-Stiftung in Dresden: HGWST-EA 76-001. Original-Durchschlag „Notizen“, 23.V.1946. Veröffentlicht wurden die „Notizen“ erst am Ende des Lebens ihres Autors, so z.B. Wehner, Herbert (1985): Zeugnis. Persönliche Notizen 1929-1942. Hg. von Gerhard Jahn, 2. Aufl., Bergisch Gladbach: Bastei-Lübbe.

 

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